Neuerscheinung
Das magische Tintenfass
Erscheint im Januar 2018 bei
ISBN 978-3-86460-823-0
380 S., 16,00 €
Samuel Berlach aus einem Schtetl nahe Posen steigt vom Taschendieb und Gaukler unter dem Namen Bellachini zum erfolgreichen Salonzauberer auf. Sein Tintenfasstrick verhilft ihm zum Titel eines Hofkünstlers unter Kaiser Wilhelm I. Doch ob das Tintenfass auch für seine Nachfahren zum Glücksbringer wird?
Die Urenkelin des Zauberkünstlers erkundet das wechselvolle Schicksal von drei Generationen einer deutsch-jüdischen Familie im Kaiserreich, während der Weimarer Republik und unter der Naziherrschaft. Dabei stößt sie auf Skandalgeschichten und Familiengeheimnisse. Größere Lücken zwischen dokumentarischen Fakten ergänzt sie um Wahrscheinliches und Mögliches. So beschwört sie noch einmal die magische Kraft des Tintenfasses.
Impressionen aus Lesungen
Lesung im Kunstraum Dorissa Lem
am Sonntag, dem 14. Januar 2018
Geisselstr. 56 Hinterhaus
50823 Köln-Ehrenfeld
Fotograf: Michael Haus
Lesung im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar
am 20. September 2018
Jenaerstr. 1
Weimar
Fotografin: Ulrike Bischof
Natascha Würzbach: „Vorfahren er-finden. Wie eine Schriftstellerin mit Archivmaterial umgeht. Kommentierte Lesung aus Das magische Tintenfass. Fast ein Roman.“
Lesung in der Jüdischen Liberalen Gemeinde Köln - Gescher La Massoret e.V.
Stammheimer Str. 22
50735 Köln
Das magische Tintenfass
Diese Lesung vermittelte uns einen Eindruck von einer menschlichen und schriftstellerischen
Leistung: das eigene biografische Erinnern zu verknüpfen mit der tatsächlich aufgenommen
Atmosphäre der persönlichen wie politischen Zeit, in der die Autorin in München
heranwuchs. Sie vermag es,Biografisches mit Fiktivem zu verbinden und authentisch zu
erzählen, als ob sie selbst dabei gewesen wäre. Es war zu spüren, wie sehr Natascha die
Biografie ihres Vaters inhaliert, Dokumente und Kindheitserinnerungen verarbeitet hat. Sie
hat die eigene Geschichte zu einem Text gemacht, der darüber multiperspektivisch erzählt.
Dabei verfolgt sie die Spur ihrer
jüdischen Vorfahren zurück bis zu ihrem
Urgroßvater, der in der Kaiserzeit ein
berühmter Zauberkünstler war.
Da der Text sich mit Bewertungen
zurückhält und gedankliche Räume für
Fragen eröffnet, gab es im Anschluss
eine lebhafte Diskussion, in der mit
Interesse und Empathie auf den in einer
Romanfigur verkörperten Menschen
eingegangen wurde, der versuchte zu
überleben, ohne andere zu verraten,
außer vielleicht sich selbst. Passagen, die
über Verfolgungsdruck und jüdisches
Leben berichten, beeindruckten in ihrer Wirklichkeitsnähe. Es gab für die Zuhörer manchen
Anknüpfungspunkt zu eigenen Kenntnissen und Erfahrungen, wie etwa bei dem Phänomen
des Schweigens der Eltern. Natascha wurde auch gefragt, wie sie es geschafft habe, letztlich
ohne Bitterkeit und Anklage diese Familienanamnese zu erstellen und ohne Pathos zu
erzählen. Die Verarbeitung der Vergangenheit, so hieß es, erfolge häufiger in
psychotherapeutischen Praxen als in Literatur und Kunst.
Text und Fotografie: Malin G. Kundi (visual Artist) November 2018
Quelle: Rundbrief der Gemeinde
Lesung an der Universität Bamberg am 31. Januar 2018
Vom Finden und Erfinden dreier Generationen. Als "Balanceakt zwischen Fakt und Fiktion" beschreibt die Autorin Natascha Würzbach ihr jüngstes Werk "Das magische Tintenfass. Fast ein Roman." Darin setzt sie sich mit ihren jüdischen Wurzeln auseinander, von deren Existenz sie erst nach dem Tod ihrer Eltern erfuhr. Für Natascha Würzbach, Literaturwissenschaftlerin und Literatin, war das der Auslöser dafür, sich forschend und fantasievoll auf die Suche nach ihren Vorfahren zu begeben.
(Pressemitteilung der Otto-Friedrich-Universität Bamberg vom 24. Januar 2019).
Vortrag mit Lesung im Nietzsche Forum München in der Seidlvilla am 25. Februar 2019
im Rahmen der Veranstaltungsreihe "100 Jahre Nietzsche in München."
Natascha Würzbach: Friedrich Würzbach: Nietzsche- Forscher und Publizist im historischen Rückblick und als Romanfigur in Das magische TIntenfass. Fast ein Roman, 2017.
Weitere Lesungen:
14. April 2019 im Café Insider um 17 Uhr, Am Rinkenpfuhl 46, 50676 Köln
Lesung: Natascha Würzbach. Das magische Tintenfass. Fast ein Roman, 2017.
Wie der Roman entstanden ist
Auslöser
Als ich mich bereits im Ruhestand befand, gelangte ein Schreiben der Reichsstelle für Sippenforschung aus dem Jahr 1939 in meine Hände, aus dem die jüdische Herkunft meines Vaters hervorgeht. Seine Mutter Clara war die Tochter eines Ehepaars mosaischen Glaubens gewesen. Dies hatten meine Eltern mir über ihr Grab hinaus verheimlicht. Nun galt es, meine unbekannten Vorfahren aufzuspüren und das Schweigen meiner Eltern mit den Kräften meiner Fantasie zu überwinden. Ich musste das Bild meines Vaters schmerzlich korrigieren und dessen Eltern und Großeltern auf der Grundlage von Dokumenten erfinden. Zugleich begab ich mich auf eine Reise durch die deutsche Geschichte von Mitte des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts.
Umsetzung
Die einzelnen Stationen einer zuweilen abenteuerlichen Recherche zu den Personen, nach denen ich meine die Romanfiguren modellierte, beschreibe ich in kurzen Vorkapiteln zu jedem Erzählkapitel des Romans. Das Hauptgewicht liegt allerdings auf dem Romangeschehen, dessen faktische Wurzeln oft verschwindend klein sind gegenüber den Blüten meiner Fantasie. Daher ist die Erzählung „fast ein Roman“, ein Balanceakt zwischen Fakt und Fiktion.
Vom Dokument zur Erzählung
So erwuchs aus dem einfachen Hinweis, dass mein Urgroßvater Samuel als Heranwachsender das Zaubern bei Zigeunern erlernte, ein umfangreiches Kapitel über sein Leben und seine erste Liebeserfahrung in einer Zigeunertruppe. Für die Gestaltung seiner Bühnenauftritte fand ich allgemeine Anhaltspunkte in Büchern zur Geschichte der Zauberkunst. Die vergleichsweise dichten Informationen über eine skandalträchtige Lebensphase meiner Großtante Hedwig als angebliche Heiratsschwindlerin lieferten mir ein Charakterbild, aus dem sich auch die Figur des heranwachsenden Mädchens Hedwig entwickeln ließ. Ihre Schwester Clara, meine Großmutter, konnte ich mangels dokumentarischer Quellen nur als Kontrastfigur zu Hedwig zum Leben erwecken. Die zahlreichen Dokumente zur beruflichen Tätigkeit meines Vaters bildeten die Grundlage für die Konzeption der Figur Friedrich. Aus seinen Liebesbriefen an seine zukünftige Frau Dolly, verknüpft mit meinen eigenen Eindrücken von meinen Eltern, entstand eine Reihe von Szenen im Verlauf des Romans. Mein Schreiben war begleitet von Zweifeln an der Faktizität von Überliefertem und dem Wahrheitsgehalt, aber auch gestützt von dem Glauben an sinnstiftende Wirklichkeitskonstruktion in der Literatur.
Kristallisationspunkte
Während der Arbeit an meinen Figuren und der Welt, in der sie gelebt haben könnten, kristallisierten sich immer mehr Themen heraus und verliehen dem Romangeschehen Kontur: Die Geschichte der Zauberkunst von Gelegenheitsunterhaltung auf Jahrmärkten zur abendfüllenden Vorstellung in großen Sälen, die Emanzipation und Assimilation von Ostjuden in Berlin, die Entwicklung vom Judenhass zum Antisemitismus, das Spannungsfeld zwischen Bürgertum und Boheme. Das Tintenfass, verlässlich dokumentiertes Requisit des Zauberkünstlers, erwies sich im Laufe des Erzählens als symbolträchtiges Leitmotiv für die Schicksale der Figuren.
Aus: Prolog
Sie möchte gern einschlafen. Die Gutenachtgeschichte ist erzählt, der Papa zur Tür hinaus. Er ist unaufmerksam gewesen, hat lange Pausen gemacht, den Faden verloren, nach draußen gehorcht, hat sie nur flüchtig auf die Stirn geküsst und im Dunkel zurückgelassen.
So dunkel ist es noch nie gewesen. Schritte sind zu hören, hin und her im Wohnzimmer. Jetzt geht die Mutter in die Küche. Etwas fällt dumpf zu Boden. Unruhe bebt durch die Wohnung. Ob die Eltern so spät noch Gäste erwarten? Unter der Bettdecke breitet sich wohlige Wärme aus, in die sie versinkt.
Da ist ein Schellen an der Wohnungstür, es wird lauter, wird schrill, schweigt, erhebt sich wieder, ungeduldig und fordernd. Jetzt ist sie hellwach, setzt sich auf und lauscht.
Männerstimmen dringen energisch in den Flur, übertönen die Stimme des Vaters. Die Mutter schreit: „Das können Sie doch nicht machen, um diese Zeit!“
Durch den Türspalt am Boden dringt Licht. Sie glaubt, den kalten Luftzug vom Treppenhaus zu spüren. „Zuerst das Arbeitszimmer“, befiehlt jemand. Der Vater sagt etwas Unverständliches. Es entsteht Bewegung auf dem Flur, ein Gedrängel und Durcheinanderreden, das sich entfernt.
Vorsichtig öffnet sie die Tür einen Spalt. Die Eltern flüstern miteinander. Sie hält den Atem an, um besser hören zu können, versteht nichts. Eine harsche Stimme fährt dazwischen: „Gehen Sie bitte in die Küche. Sie behindern unsere Arbeit!“
Fremde in der Wohnung, Eindringlinge, Diebe. Rasch zieht sie die Tür wieder zu, verkriecht sich im Bett und zieht sich die Decke über den Kopf. Für eine Weile herrscht Ruhe.
Sie hält es im Bett nicht mehr aus, schleicht im Nachthemd zur Tür, Bodenkühle an den Füßen. Wartet, lauscht, öffnet wieder einen Türspalt.
Am Ende des Flurs kommt ein Mann in eng gegürtetem Mantel und breitkrempigem Hut aus Vaters Arbeitszimmer, schleppt eine Kiste vor sich her. Ein zweiter folgt.
„Das ist mein Lebenswerk! Sie kippen die Karteikarten einfach da hinein, Sie zerstören die Ordnung!“ Die Stimme des Vaters klingt hohl. „Ich brauche dieses Archiv für meine Arbeit!“
„Halten Sie den Mund, sonst nehmen wir Sie auch gleich mit!“
Der brutale Befehlston rollt über sie hinweg. Sie bekommt keine Luft mehr, zieht die Tür zu und wartet das Gepolter über den Flur ab. Etwas schrammt an der Tür entlang, noch einmal. Das gibt Kratzer, über die Papa sich ärgern wird. Die Männer lachen und machen Witze. Aber es klingt anders als bei Umzugsmännern.
Aus Kap. 10: Vorhang auf!
Nun kommt die Nummer mit der Schatulle. Adam und Samuel demonstrieren deren Leichtigkeit, lassen dies von einer besonders mutigen jungen Dame aus dem Publikum bestätigen, zeigen schließlich, dass das Behältnis leer ist. Der Herr aus der dritten Reihe verzieht seinen Mund zu einem höhnischen Grinsen. Samuel konzentriert sich auf das Requisit, bringt die Schatulle in die Mitte der Bühne, stellt sie ab, beugt sich darüber und verspricht, sie dank seiner Zauberformel mit kostbarem Schmuck zu füllen, wodurch sie so schwer werde, dass niemand sie heben könne. Adam spielt dazu auf seiner Geige eine einschmeichelnde Melodie.
Samuel spürt den stechenden Blick des Besuchers in der dritten Reihe im Nacken. Rasch bittet er die junge Dame erneut auf die Bühne, wobei Adam ihr behilflich ist. Sie zieht ihre hellblauen Handschuhe straff, bückt sich und hebt die Schatulle ohne große Mühe hoch. Samuel schlägt sich mit der Hand gegen die Stirn und überspielt so seine Bestürzung über den unplanmäßigen Verlauf des Kunststücks. Die falsche Formel habe er benutzt, ein peinlicher Irrtum, für den er sich vielmals entschuldige!
Es gelingt ihm gerade noch rechtzeitig, seine freiwillige Mitspielerin wortreich gestikulierend daran zu hindern, den Deckel zu öffnen, um den Schatz zu begutachten, der vorsorglich darin deponiert ist, ohne bisher seinen Zweck erfüllen zu können. Gleichzeitig sucht er mit den Augen nach der richtigen Stelle auf dem Boden, die er verfehlt hat. Verdammt! Der Bühnenraum ist an diesem Abend nicht allzu gut erleuchtet, zwei Öllampen sind ausgefallen.
Samuel gibt vor, zu stolpern und hinzufallen, damit er den Boden unauffällig mit den Händen abtasten kann. Gelächter im Publikum. Adam tritt an die Rampe und spielt so heftig auf seiner Geige, dass eine Saite reißt. Das Publikum ist nun gespannt, wie der kleine Türke dieses Problem lösen wird, und achtet weniger auf seinen Meister. Nur nicht die Nerven verlieren! In dem Augenblick spürt Samuel unter seinen Fingern das kühle Eisen, nach dem er gesucht hat, und schiebt die Schatulle darauf. Erleichtert richtet er sich auf, fühlt die Sicherheit in seine Glieder zurückkehren, spricht eine neue, längere Zauberformel und bittet die junge Dame um einen erneuten Versuch. Sie bemüht sich vergeblich, die Schatulle hochzuheben. Der kleine Kasten ist durch den verborgenen Schatz nun offensichtlich zu schwer geworden.
Aus Kap. 15: Der Philosoph und die Tänzerin
Dolly reißt sich von ihm los, läuft auf die Wiese vor dem Kurhaus und beginnt, sich in weiten Sprüngen mit graziös erhobenen Armen von ihm zu entfernen. Dann hält sie inne, löst ihr leichtes Schultertuch, dreht sich um sich selbst, sodass ihr weiter Rock sich bläht und mitschwingt, und lässt das Tuch wie eine Fahne flattern. Diesen kreiselnden Wirbel hält sie einige Zeit durch, wird allmählich in ihren Drehungen langsamer, kommt zum Stillstand. Friedrich beobachtet sie überrascht. Sie nimmt sich wirklich hübsch aus vor der Kulisse des Kurhauses und der imposanten Bergwelt. Dann überkommt ihn Unbehagen.
„Komm zurück! Das geht nicht, hier vor den Leuten!“
Dolly hört ihn offenbar nicht. Nun beugt sie sich nach verschiedenen Seiten zur Erde, richtet sich auf, senkt ihren Oberkörper wieder in langsamen Schwüngen über das Gras. Ihre Bewegungen haben etwas Weihevolles, zugleich Intimes.
„Bitte hör auf und komm sofort zurück!“
Er ruft so laut, dass sie ihn hören muss. Sie richtet sich auf, erhebt die Arme zu langsamen, ausdrucksvollen Bewegungen, in die sie die Andeutung eines Winkens einfügt. Dann wirft sie den Kopf in den Nacken, als wolle sie die Sonne anbeten, und streckt die Arme gen Himmel. Aus dieser Position bewegt sie ihren Oberkörper sanft und wellenartig vor und zurück.
Alles wirkt wunderbar natürlich. Er ist gebannt von ihrem Tanz. Im nächsten Moment gewinnt seine Irritation wieder die Oberhand. Er betritt die Wiese und stapft durch das knöchelhohe Gras auf Dolly zu. Sie entfernt sich von ihm, mit kleinen Tanzschritten rückwärts gleitend, ein versonnenes Lächeln im Gesicht. Als er sie atemlos erreicht, steht sie still und streckt ihm die Arme entgegen. Er fasst sie mit hartem Griff an den Handgelenken.
„Mach das nicht noch einmal!“
Immer noch halb in Trance und weit weniger atemlos als er, erwidert sie: „Es ist doch gar niemand da.“
In der Tat ist der breite Kiesweg vor dem Kurhaus menschenleer und zudem ein gutes Stück entfernt. Lediglich am anderen Ende der Wiese schneidet ein Bauer mit gleichmäßigem Sensenschwung das verbliebene Gras zum letzten Mal in diesem Jahr für das Grummet.
„Du sollst nur für mich tanzen“, keucht Friedrich. „Ich bin dein Dionysos.“
Aus: Epilog
Für mich wurde der Blick auf die jüdische Herkunft meines Vaters wichtig, von der er selbst nichts mehr wissen wollte und die mich vielfach bereichert hat. Durch die Erkundung vorangegangener Generationen lernte ich jüdisches Leben in Deutschland kennen, bevor der Holocaust seinen ungeheuerlichen Schatten darüber warf, und erhielt eine Ahnung von jüdischer Kultur, auch wenn sie nicht mehr meine eigene werden konnte.
Der wandernde Jude Samuel Berlach ergreift mit dem Tintenfasstrick die Chance zur Integration in die preußische Gesellschaft, ohne seine Freiheit völlig aufzugeben. Seine Töchter Clara und Hedwig werden bereits gesicherte bürgerliche Familienverhältnisse hineingeboren und setzen sich damit auf unterschiedliche Weise auseinander. Dabei verliert das Tintenfass seine Bühnenmagie und wandelt sich zum bürgerlichen Glücksbringer. Hedwig begehrt ihn bezeichnenderweise vergeblich. Clara hingegen bewahrt ihn für ihre Kinder. Das jüdische Erbe bringt Friedrich kein Glück. Sein Verhältnis zum Tintenfass ist zwiespältig, auch wenn es ihn in seiner Tätigkeit des Schreibens bestätigt. Der Untergang der Naziherrschaft hinterlässt ein zur Unkenntlichkeit verformtes Gebilde, das für Zukunftsvisionen offen ist. Für die Urenkelin des Zauberers nimmt das Tintenfass die Gestalt eines Mythos an.
Es war ein Wagnis, die mir verschwiegenen Vorfahren aufzuspüren und neu zu erfinden. Aber erschaffen wir nicht immer wieder innere Bilder von Menschen, die uns begegnen, die wir lieben, und bringen dabei nach Maßgabe unserer Eindrücke Korrekturen an? Die sogenannte Wahrheit bleibt eine Fata Morgana oder erhält sich bestenfalls als Spurenelement in den Figuren unserer Vorstellungswelt. Der Schritt zum Roman ist dabei gar nicht so groß. Aus den losen Fäden einer Familiengeschichte entsteht das Gewebe einer nachvollziehbaren Erzählung, in der vielleicht ein winziges Bruchstück deutsch-jüdischer Vergangenheit erfasst und für die Nachwelt zugänglich gemacht worden ist.
Pressestimmen zu „Das magische Tintenfass“
„Warum ihre Eltern immer geschwiegen haben, ist eine der Fragen, auf die Natascha Würzbach eine Antwort suchte. Bei der Reise zu den Wurzeln ihrer Familie ist sie auf schillernde Persönlichkeiten gestoßen. .…So ist das „magische Tintenfass“ mehr als eine dokumentarisch-literarische Annäherung an familiäre Wurzeln, sondern auch ein ungeschöntes Portrait einer Gesellschaft, die sich vor einer Diktatur wegduckt.“
Susanne Esch: Kölner Stadt-Anzeiger 3. Januar 2019
„Würzbach schildert die Geschichte als habe sie gerade stattgefunden. Der Leser erhält dadurch den Eindruck, selbst dabei gewesen zu sein. Für Freunde von Biografien und historischen Romanen ist das vorliegende Buch ein Genuss.“
Jens-Uwe Günzel. Die Kunst des Zauberns: Magie .Zeitschrift des Magischen Zirkels in Deutschland e.V. 04.2018
„Würzbachs Quellen sind vielfältig und reichen von Informationen vom Arbeitskreis der deutschssprachigen Zauberhistoriker und -sammler oder Pressematerial aus dem Jongleur-Archiv bis hin zu einem Buch, das die Schwester ihrer Großmutter über den eigenen Bigamie-Prozess geschrieben hatte. Dennoch muss sie an vielen Stellen ihre Fantasie bemühen - was sie aber, Literaturwissenschaftlerin, die sie nun einmal ist, in zwischengeschobenen Kapiteln offenlegt. Und so verquickt sie die Vorfahren-Biografie mit der persönlichen Reise in die Vergangenheit, was dem Buch eine muntere Authentizität verleiht."
Axel Hill, KÖLNER RUNDSCHAU; 13. Januar 2018.
Leserstimmen zu „Das magische Tintenfass“
„Das ist ein unglaublich spannendes Buch. Ich habe es vorhin aus dem Briefkasten geholt und mich sofort darin festgelesen.“
Almut Hahn
„Ich habe angefangen zu lesen – des Nachts – es ist sehr gut geschrieben, was sich unzweifelhaft dadurch zeigt, dass man es nur schwer wieder weglegen kann!
…gerade das Einzelschicksal, in seiner Singularität und (scheinbar) unvergleichlichen Aspekten gewährt Einblicke und Einsichten in die geschichtliche Situation und die Zusammenhänge.“
Dr. Beatrix Vogel
„…rundum gelungen, absolut spannend und toll geschrieben. Und so fantasievoll! Auch die sowohl persönlichen als auch reflektierenden Zwischenkapitel über die Recherche finde ich sehr gelungen. Die haben den Zeitsprüngen dieser komplexen Geschichte nicht nur den nötigen Zusammenhang verliehen – sondern auch eine intellektuelle Note hereingebracht. Nicht übertrieben abgehoben, dafür mit einer großen Tiefe und Kenntnis – menschlich, historisch, philosophisch."
Gisa Klönne
„…es ist so spannend, so wichtig im kleinsten Detail, so aussagekräftig wie kein historisches Werk es schaffen würde. Diese Menschen leben!“
Sabine Wienker-Piepho
„Es ist ein bewegendes und wunderschönes Buch – Zeugnis einer Überlebensfähigkeit unter schwierigen Bedingungen mit der eleganten Kraft des Geschichten Erzählens.“
Birgit Hanewinkel
„Wie die Autorin auf den Spuren ihrer Familiengeschichte die Personen handeln und lebendig werden lässt, erinnert mich an meine eigene Geschichte und spricht mich persönlich an: Es ist eine typisch deutsche Familien in ihrer heterogenen Zusammensetzung. Darüber hinaus werden die wechselnden Zeithintergründe deutlich. – Die Offenheit, mit der die Autorin mich, die Leserin, an ihrem ganz persönlichen Schreibprozess teilhaben lässt, wie sich dabei ihr Bild von den Personen und ihr eigenes Bewusstsein zunehmend verändert, macht das Buch für mich spannend.“
Gerda Haberer